Dresden. Der Sächsische Landtag hat heute auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über den Bau neuer Atomkraftwerke an der tschechischen Grenze debattiert. Unter dem Titel „Ein Atomkraftwerk direkt vor unserer Haustür – Schutz von Menschen und Natur in Sachsen sicherstellen“ forderte die BÜNDNISGRÜNE-Fraktion die Staatsregierung zu einer klaren Stellungnahme im Sinne des Freistaates auf.
Thomas Löser, energiepolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, machte in der Debatte klar:
„Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie direkt an unserer Grenze der Bau von Atomkraftwerken vorangetrieben wird. Es geht hier um den Schutz unserer sächsischen Heimat, um unsere Umwelt und um die Sicherheit künftiger Generationen. Wir haben längst die Technologien, die wir für die Energiewende brauchen. Es gibt keinen Grund, das Rad zurückzudrehen und jetzt auf Mini-Atomkraftwerke zu setzen.“
„Die sogenannten Small Modular Reactors werden gerne als neue Wundertechnologie gefeiert. Doch bisher ist das vor allem Wunschdenken von Atomkraftfans: Es gibt weder in Europa noch in den USA bereits gebaute Anlagen, die den Praxistest angetreten und sich auch aus Kostensicht bewährt haben. Zumal der Betrieb der geplanten Atomkraftwerke enorme Mengen an Kühlwasser erfordert. In Zeiten von zunehmender Trockenheit und Wassermangel ist dies ein erhebliches Problem. Frankreich hat 2022 eindrücklich gezeigt, was passiert, wenn es an Kühlwasser mangelt: Atomkraftwerke mussten abgeschaltet werden und Frankreich benötigte erhebliche Stromimporte aus seinen Nachbarländern.“
Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der BÜNDNISGRÜNEN-Fraktion, betonte:
„Radioaktive Strahlung macht nicht an Landesgrenzen halt. Ein Unfall in einem der tschechischen Atomkraftwerke würde das sächsische Erzgebirge direkt betreffen. Deshalb fordern wir die Staatsregierung auf, endlich klar und öffentlichkeitswirksam Position zu beziehen. Es braucht bei der laufenden Umweltverträglichkeitsprüfung eine deutliche Stellungnahme, die auf den Schutz von Menschen und Natur in Sachsen drängt.“
„Experten gehen davon aus, dass die geplanten SMRs pro Kilowattstunde Stromerzeugung bis zu 30 mal mehr Atommüll erzeugen als herkömmliche Großreaktoren. Hier sollen also Unmengen an radioaktivem Müll produziert werden. Ein diskutiertes Endlager liegt nahe der bayerischen Grenze – das dürfte nicht mal dem sonst so atomkraftfreundlichen Ministerpräsidenten Markus Söder gefallen.“
Weitere Informationen:
>> Kleine Anfrage des BÜNDNISGRÜNEN-Abgeordneten Thomas Löser: „Atomkraftwerksplanung Tschechien“ (Drs 8/2913)